01.11.2010 18:42

Die Krise 3.0 - oder ziehen Sie Lehren aus der Zeit vor der französischen Revolution...

1789 lag die Lebenserwartung des Durchschnittsfranzosen bei gerade mal 29 Jahren - die moderne Medizin der Gegenwart gab es noch nicht. Eine Therapie für Syphilis oder Tuberkulose ebenfalls nicht - man wusste noch nicht einmal was dieses Krankheiten verursachte. Vieles, was uns heute selbstverständlich erscheint lag in der damaligen Zeit vollkommen im dunkeln. Nun woran sich die Gesellschaft aber auch noch mehr als 200 Jahre nach den Ereignissen der damaligen Zeit erinnert sind die Forderungen der Menschenrechte: Egalité, fraternité, liberté - das waren die drei ganz grossen Maximen der französischen Revolution von 1789 bis 1799 am Ende eines langfristigen wirtschaftlichen Aufschwunges im 17. Jahrhundert, an deren Ende die Deklaration der Menschenrechte stand.  Die französische Revolution wirkt auch heute noch bis in die Gegenwart in unsere Gesellschaften weltweit nach.

Nach dem französischen Historiker Francois Furet lagen die Ursachen für die französische Revolution vor allem im Reichtum des Landes begründet. So schrieb er zu den Ereignissen: "1789 steht nicht am Ende eines armen Jahrhunderts, sondern bricht nach einem reichen Jahrhundert über ein reiches Land herein."

Andere Historiker sehen hingegen in der wirtschaftlichen Not die Ursache für die Revolution.

Um die Vorgänger der damaligen Zeit, die sich durchaus auf die Gegenwart übertragen lassen, besser zu verstehen, ist es sinnvoll sich die wirtschaftliche Lage vor 1789 vor Augen zu führen.

Frankreich war damals das Land mit der grössten Bevölkerung Europas - jeder fünfte Europäer war Franzose. Das Lebensdurchschnittsalter lag, wie oben bereits erwähnt bei gerade mal 29 Jahren. 1789 gab es in Frankreich 60 Städte mit mehr als 10000 Einwohnern und die Zahl der Städte hatte in der Vorperiode deutlich zu genommen. Der Anteil der Stadtbevölkerung an der Gesamtbevölkerung lag bei rund 16%. Von 1733 bis 1817 vollzog sich ein langfristiger zyklischer Aufschwung in Frankreich. Allein in den Jahren 1720 bis 1780 hatte sich der französische Aussenhandelt verfierfacht. Von 1716 bis 1787 stieg der Export von Fabrikationsgütern um 227%. Der Gesamtzuwachs der französischen Exporte lag sogar bei sagenhaften 298% in der Zeit. Haupttreiber dieser Entwicklung waren vor allem die neuen Industrien - Kohle, Metall und Textil. In den Jahren 1726 bis 1789 stiegen die Preise um 62% - die Löhne jedoch nur um 22%. Allein zwischen 1785 und 1789 stiegen die Preise für Weizen um satte 66%, für Roggen um 71%, für Fleisch um 67% und für Brennholz um 91%. Das Jahr 1789 war der Höhepunkt dieser inflationären Entwicklung der Preise. Im Juli 1789 erreichten die Preise für Weizen eine Steigerungsrate von 150%, für Roggen sogar in Höhe von 165%. Als Folge dieser Entwicklung kam es zu Auseinandersetzungen zwischen Meister und ihren Gesellen. In unterschiedlichen Berufen kam es wiederholt zu Streiks, bei denen es vor allem um höhere Löhne ging. Hinzu kam ein ungewöhnlich harter Winter 1788/1789. Durch Hagel und Unwetter kam es zu dem noch zu massiven Missernten und in der Folge zu Hungerrevolten und Brotunruhen. An diesen waren nicht nur abhängig Beschäftige beteiligt sondern auch Selbstständige und Meister. Im Dezember 1788 stieg die Zahl der Arbeitslosen dann in Paris auf 80000 Menschen. Gleichzeitg stieg der Preis für 4 Pfund Brot am 8. November 1788 auf 12 Sous um bis zum 1. Februar 1789 auf 14.5 Sous weiter anzusteigen. Ein Bauarbeiter musste bei einem Tagelohn von 15 bis 20 Sous also rund 80% seines Einkommens von Februar 1789 bis Juli 1789 allein für Brot ausgeben.

Dieser geschichtliche Kurzumriss verdeutlicht, welch verheerende Folgen eine ausufernde Staatsverschuldung haben kann. Die Staatsverschuldung in Frankreich war bereits 1780 derart desaströs, dass ein Überleben der damaligen Währung unwahrscheinlich war. Das ancien règime unter Ludwig dem XIV hatte als Folge der Kriegspolitik unter drastischen Einbrüchen bei den Staatseinnahmen zu leiden. So waren allein von 1683 bis 1715 die Staatseinnahmen um 37% zurückgegangen, die Staatsausgaben aber gleichzeitig um 18% gestiegen und die gesamte Staatsschuld um 418% angewachsen. Als Frankreich dann 1763 die amerkanischen Kolonien endgültig an England verloren hatte, begann  die finanzielle Katastrophe. Zwar wurde der dritte Stand - also das Bürgertum mit einer ganzen Reihe an neuen Steuern förmlich überschüttet - angefangen von der Fenstersteuer über die Wegbausteuer,  bis hin zu den direkten Steuern, Salzsteuern, Kopfsteuern usw.  Doch auch dies konnte den Verlauf der Dinge nicht mehr wenden. Das Staatsdefizit erhöhte sich immer mehr.

Die Situation wurde zusätlich durch das Gebahren der damaligen Feudalherren, die in der Gegenwart durch aus mit den Banken zu vergleichen sind, zusätzlich verschärft. Die betreffenden Institutionen konterkarierten alle Reformbemühungen des damaligen Finanzministers von Frankreich. Die Reformversuche von Calonne, der als französischer Generalinspekteur der Finanzen in der Zeit von 1783 bis 1787 agierte, waren unter der Ägide der Feudalherren allesamt zum Scheitern verurteilt. Die Machthaber waren nicht bereit auf ihre Priveligien zu verzichten, was die Krise zusätzlich verschäfte. Missbräuche wurde verteidigt duch persönliche Einflussnahme und den Einsatz von Vermögen. Die Missbräuche hat ihre Wurzeln in den Geldprivilegien, der Befreiung vom gemeinen Recht und den ungerechten Bevorzugungen des damaligen Feudalsystems. Diese Missbräuche der Geldpriveligierten seiner Zeit lasteten auf  auf der arbeitenden und erwerbenden Klasse. Die Ungleichheit der Erhebung von Abgaben und die daraus resultierenden Missverhältnisse ebneten schliesslich dem Systemzusammenbruch den Weg.

Die heutige Lage an den globalen Ökonomien weisst viele - ja erschreckend viele Parallelen zur Zeit vor der französischen Revolution auf - ob die Geschichte sich wiederholt? Nun - es ist zumindest ernsthaft in Erwägung zu ziehen, dass die Ereignisse einen ähnlichen Verlauf nehmen - und allenfalls durch die modernen Errungenschaften in ihrer Schwere etwas abgemildert werden. Ob es dabei am Ende zu Revolutionskriegen kommen wird - bei denen die freiheitlich demokratische Grundordnung selbst in Frage gestellt wird, lässt sich derzeit noch nicht sagen - aber sie sollten auf jeden Fall Vorsorge treffen.

In diesem Sinne - bleiben Sie vor allem Gesund.

Herzliche Grüsse.

Ihr.

Cord Uebermuth.

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Ihr.

Cord Uebermuth.

 

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